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"Der Götter wirken" - Malerei, Holzschnitte, Collagen

Der thematische Inhalt bezieht sich auf Mythen – Götterwelten als Spiegel menschlichen Gebarens, Menschenverhalten und diesbezügliche Götterreaktionen und der Umgang der Götter und Göttinnen untereinander.
In meiner künstlerischen Auseinandersetzung wandeln mehr Dichtung als Wahrheit bedenkenlos auf eigenen Pfaden und gelangen angeregt auch durch die bildhafte Sprache dieses Erbes in ein Reich von Verwerflichkeiten, Ränkespielen, Lügen, Rachegelüsten, Neid, Haß, Eifersucht, Schadenfreude, Eigenliebe, Ungehorsam und Begierden. Dann und wann greifen helfende Hände ein, weil das Gute noch nicht vollständig in Urian's Schlund verschwunden ist.
Schließlich steht fragend die greise Eva vor dem abgewirtschafteten fast kahlen Baum der Erkenntnis. Dabei fing alles so freudevoll und wohlüberlegt an. Es wurde Ordnung in ein Chaos gebracht, Licht erhellte die Dunkelheit, Himmel, Wasser, Erde erhielten ihren Platz, Gewächse besiedelten bereits Geschaffenes, die Geburt der Fische, Vögel und anderer Tiere erfolgte. Und zum Schluss schuf Gott verheißungsvoll das Menschenpaar.
In den Arbeiten geht es nicht um die Bebilderung des gedanklichen Ausgangspunktes, sondern um eine eigenständige Umsetzung desselben, d.h. Bildformen zu finden, die meinem Anliegen entsprechen.

Sibylle Leifer

 

Rede zur Ausstellungseröffnung am 19. Juni 2008 im Herrenhaus Libnow
Sibylle Leifer hat Geburtstag.
Nicht irgendeinen. Schalk klingt aus ihr, wenn sie die Zahl nennt.
Nehmen wir an, es ist eine magische Ziffer und das müsste sie sein, denn Sibylle Leifer gab schon lange Zeit vor dem 19. Juni 2008 ihr heute wahres und damals vorgegriffenes Alter zum Besten.
Nur wenigen gelingt ein heimliches, gar freudiges Lächeln in den Tagen der Reife. Frauen wird nachgesagt, sie vermögen schwer das Fortschreiten der Lebensjahre mitzudenken und sie zu lieben.
Ich bin Sibylle Leifer seit mehr als 20 Jahren auf immer unterschiedliche Weise begegnet, aber in einem Punkt sind sie und ihre Arbeiten unverändert geblieben.
Im Werk und im Menschen tritt uns eine Frau entgegen, die dem Leben trotzt und einiges abgerungen hat.
Es ist eine Frau, wie sie einem selten den Weg kreuzt: Weil sie das ist, was viele gerne wären, ungeachtet ihres Alters: bedingungslos und eigenlebig - im Feuilleton stünde: emanzipiert. Dabei sieht sie sich mitnichten als vordergründig Intellektuelle, als eine die Welt um jeden Preis verändern wollende, gar als ernste Person. Alles das ist sie auch. Und bei aller Stärke und Unverfrorenheit ist da ein unergründliches Ausloten von Schmerzgrenzen, ein nicht enden wollendes sich Freuen über die Absurditäten des Lebens, über Gottes menschlichen Zoo, dessen Teil sie ist und sein will.
Wenige Menschen weiten den Blick auf derart differenzierte Weise und ebenso wenige vermögen es, das Gesehene, Gewollte, begehrte auf die Leinwand oder das Papier derart brennend und zugleich ironisch zurückzuwerfen.
In all ihrem Charme und ihrer Heiterkeit verbirgt sich jene Unerbittlichkeit, dem "Menschsein" auf den Grund zu gehen, die ihr bisweilen das Urteil, spröde zu sein, einbringt.
In Werk und Persönlichkeit.
Hier wird übersehen, wie dicht und unverfälscht bei ihr Sieg und Niederlage, Triumph und Niedergang, Hochmut und Fall wertungsfrei auf einer Stufe stehen: es wird dem Neid und der Missgunst, der Trägheit des Herzens und des Geistes getrotzt, an der Zerstörung gelitten, und doch aus ihr hervorgegangen. Gewachsen, genährt.
Auf dem Dreschboden der Liebe zum Leben wird gekämpft, gesiegt, getanzt. Und gelacht. Gern auch geritten. Und gefragt.
Zum Beispiel, was ein Sieg gewohnter Ziegenbock wohl denkt, der sich eine Frau auf den Rücken gesetzt hat, die sich nun aber anschickt, ihn tollkühn herauszufordern?
Noch freut er sich, stolz über seine Tat blickt er uns geradewegs ins Auge. Gereckt sein Kinn, das Bärtchen keck nach vorn gestreckt. Ist alles gut? Sein Fell in wilder Form, das Hinterteil strebt auf, das Viergebein ist wacklig zwar, doch mutig auf dem Weg. Die Hörner ziseliert und klar gerichtet: auf sie und ihre prächtige Gestalt, als hielten seine kampferprobten Waffen ihre Labung spendenden Kräfte in Schach. Er überlegt noch, prüft.
Was tut sie da auf seinem Rücken? Sehen kann er's nicht.
Übernehm' ich mich mit ihr? Er weiß, ihr Haar ist rot, erinnert ihren wachen Blick, ihm dämmert eine unvorhergesehene Wirkung ihrer Hände, die Sieg und Unheil wohl verkünden können.
Schon eilt er aus dem Bild, sie hebt das rechte Bein. Was hat sie vor?
Zwei Augen blicken aus dem Bild und stellen Fragen - ans kollektive Gedächtnis.
Der Betrachter empfängt den tierischen und menschlichen Blick und wird im Moment des Erwiderns Teil von beiden.
Sibylle Leifer stellt viele Fragen, eine lautet:
Kann mir jemand sagen, wo das Leben stattfindet?
Eilfertig werden wir nach tausend Möglichkeiten suchen.
Sie blickt uns an und lacht, belustigt über unsre Antworten: New York, Berlin?
Sagen es doch ihre Bilder: das Leben ist hier!
Mitten unter uns.
Wir müssen nur hinschauen und zulassen.
Vielen Dank für Ihr Kommen.

Swantje Pfanne, Kunsthistorikerin
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